Bester Platz 2.0

Ich will nicht langweilen, aber lasst Euch gesagt sein, dieser Morgen gehört in die Kategorie der durchaus sehenswerten. Hinten aus dem Dachzelt gelünkert, backen die Engelchen Weihnachtsgebäck, vorne schleimt sich tüchtig das zarte Grün in den Vordergrund unter UV Bestrahlung. Also das übliche Coffein/Nikotin-Ritual, diesmal in Unterhose mit Outddoor-Pelzjacke, denn ein wenig frisch ist es doch, und Madame ratzt neben der Buchse.Ein wenig Wind am Gemächt kann nicht schädlich sein. Abgesehen von leisen rectalen Etüden aus der ersten Etage ist es totenstill. Doch dann: 2 Takter mit Berber-Besatzung, nagelt die Schotter-Serpentinen runter und nutzt mit Inbrunst das Warnhorn zum freundlichen Stelldichein. Ich stehe dem halbnackt bei. Kann unter dem Turban nicht erkennen, ob er fassunglos mein unbehostes Unteres zur Kenntnis nimmt, oder dank der marrokanischen Toleranz, mich heiraten oder zumindest mir beikommen will. Und schwupp ist er weg. Turban und Turbine. Früher kamen die mit üppigem Kopftextil noch auf Kamelen, als sie sich nach einem Vehikel deutscher Autobaukunst aus Wolfsburg benannten (wie Holger richtig anmerkte). Soso. Wieder Totenstille. Bis der 15 Tonner mit doppeltem Berber- und dutzendfachem Ziegen/Schafbesatz eine 270 Grad Geröll-Serpentine mit Schmackes nimmt und meiner verboten Erscheinung ansichtig in die Eisen tritt. Die noch nie benutzte Bremse gibt fanfarenhaftes. Beide kommen bestens gelaunt, ohne Turban dafür zahnlos der Eine, gelb-braun der Andere, um uns einen gesegneten Sonntag-Morgen zu wünschen, und nach Rauchwerk zu ersuchen. Habe leider nichts in unmittelbarer Nähe, weil noch immer unbehost. Aber Steffi rettet die Situation, durch jugendhafte Fluppfinderei. Dem Nichtrauchenden drücke ich 10 Dirham in die Pranke, wir werden gesegnet und ich ziehe mir die Buchse an, es könnte ja in 3 Minuten ne Emanzen Gang aus Münster des Weges kommen, oder die Reinkarnation von Fatima, dann lass den Vati ma schön sonntäglich in bestem Linnen erscheinen. Wir kochen Eier, um im 3D Kino zu desayounieren, da kommen se, totenstill, 345 Trillionen Scheiss-Viecher pro Quadratzentimeter. Jeder Biologie Student wäre verzückt, hätte er bereits gefrühstückt. Die Viecher sind so penetrant und zahlreich wie auf ner Pegida-Demo. Also Brechfest gecancelt, oder ? Packen zusammen, da sind se dann wech. Lustige Vögel. Also wieder rauskramen, kalte Eier und ehemaliges Backwerk, jetzt Entenfutter, aber kein Erpel in Sicht. Im Schatten des landy  ne Ladung Coffein, die mich um die sonntägliche innere Einkehr bringt. Die Pumpe ächzt im Thorax, bräuchte dringend ne Dialyse, vielleicht kommt ja gleich jemand von roten Kreuz den Knusten runter. Könnte den Emanzen dann auch den grünen Tee rausfiltrieren.
Der dann sich abzeichnende normokarde Sinusrhythmus eignet sich zum Aufbruch, wir wollen doch noch nach Erfud, Rauhfaser kaufen. Wieder Piste unter blauestem Himmel durch irre Landschaften. Und bettelnde Kiddies. Wenn die in Leipzig wären, hätte Pegida ausgedient. Der Landy ist wieder voll dabei, ich werde ihn gleich umarmen. Oder mich hinter den Auspuff knien, wenn Steffi nicht guckt. Bei Alnif wieder Teer, und dann, unglaubliche 90 Meilen, nee, Kilometer bis kurz vor Erfud. Es wir immer wüstenähnlicher, nix an Land- und Ortschaft, am Horizont Hügelketten, 5300 Kelvin geben das rechte Licht, Steffi fährt, ich berausche mich bei 80 km/h an der Pracht des cruisenden Fortkommens und am Heineken, nicht an meinem, sondern an einem 7 Grad Celsius kalten Döschen aus dem Engelchen. Landy schnurrt, ich lausche der Sinfonie aus 24  kataton pöppelnden Ventilen, spüre die kühle Schmierung der Zylinder aus üppigen 12 Litern Qualitätsöl, es summt aus allen 6 Zylindern, tantrisch. Nach dem zweiten Döschen denke ich an Jutta mit ihren Tantra Kursen, wo wohlgeschmierte Gelassenheit und Hingabe zum Ganzkörperorgasmus führt. Danke Jutta, jetzt verstehe ich Dich.
Der empfohlene Platz ist fast verwaist, zwei völlig beknackte riesige WOMOs stehen da, 2 Aussis im VW Bus und ein Biker aus GB. Endlich duschen, die Patina der letzten Tage abwaschen. Die Gemüsereste kommen in die Pfanne. Ein Cabernetchen anbei. Eigentlich müssten wir reinfeiern ( Steffi hat Burzeltag ) aber sind beide völlig im Arsch und legen uns in die erste Etage, sind stante pede entschlummert.
Wieder dieser Sonnenaufgang, diesmal an Bug. Wieder Coffein, wieder Fluppen. Ich habe kein Geschenk, keine Eier, kein Aufschnitt, keinen graved Lachs, keinen Männer-Gesangsverein. Aber ich sehe ein paar Farbtupfer, botanischer Provenienz, und fleurope was zusammen. Happy Birthday tuju. Keine Diamanten, kein Buch, kein nix, aber nen Riechbesen. Angebliche Freude aus dem Mentus der Beschenkten befriedigt.
Ich hacke wie bekloppt GPS-Koordinaten in unser Navi, damit der Wüstentrip ein vitales Ende nehmen kann. Eine Karawane mit Gleichgesinnten wäre die Alternative. Aber ich stehe nicht auf Selbsthilfegruppen. Waschechte Off-roader sind vermutlich genauso bekloppt wie waschechte Biker. Das Tomtom ( völlig bescheuert für unsere Zwecke, eher was für Fußballtrainer, die sich 2 mal die Woche den Weg zum Platz navigieren lassen ) klugscheisst, wo immer es kann, nämlich bei jeder exakten Koordinate. Denkt sich, Biesemännken, da wo du hin willst is nix, also korrigiere ich nach bestem Gutdünken. Arschloch-Navi. Aber erstens geht die Sonne im Osten auf, sitzen zweitens die 3 aus der Schlucht auf ner Düne ( nach bestem Gutdünen ) und ich habe drittens noch nen Kompass an Bord. Bin ja schliesslich Pfadfinder, einnorden, peilen. Aber was sollte ich anpeilen ? Werden vermutlich wenig Kirchtürme im Sand anzupeilen sein, oder 100 Jahre alte Eichen, oder RWE-Türme. Vielleicht kommen auch meine Pädagogen-Freunde von Studiosus im Öko-Diesel-Reisebus des Weges. Mal sehen. Inschallah.
Und dann, wenn es irgendeinen Grund für Youtube gibt, dann diesen : Die WOMOs aus Alemania (einer aus Chemnitz) brechen auf. Sie, der Ehe/Kotzbrocken schlechthin, geschätzte 98 Kilo im Khaki-Short und einer ausgewachsenen Cellulitis, Kurzhaarschnitt und einer schneidenden Stimme, die die Temperatur um 5 Grad erniedrigt, faltet die arme Sau am Steuer beim rangieren  dermassen zusammen, dass Fatima und Amnesty vonnnöten wären, Gerechtigkeit wiederherzustellen. Was ein Spektakel. Ich möchte dem Typen meinen Klappspaten leihen, damit er seiner Holden mal anständig in die Fresse haut. Schäme mich für dieses Ansinnen, und auch Deutscher zu sein. Wir bepissen uns gemeinsam mit den Aussis, unter den Blinden ist der Eineiige Zwilling. oder so ähnlich. Inschallah.
Heute Grossputz und Aufräumen. Ich lasse dem Landy sein Make-up, rot-braunes entzückendendes Puder, fond de teint marroquin, doch im Innneren muss heute an Steffis Burzeltag mal was passieren. Vorbereitung auf the desert. Übersprungshandlung. Ne, im Ernst, knapp 4 Wochen unterwegs, keine polnische Raumpflegerin kennengelernt, müssen wir ran, um nicht nach jeder Ortsbegehung des Wageninneren einen Duschgang anzuschliessen. Ein nahe befindliches Wasserhuhn erleichtert das Tun. Auch das Heck wir gewiehnert, siehe Landy-Liebkosung, wer weiss. Inschallah.
So, jetzt gut, Steffi hat ne Handmaschine Buntes gemacht, ich mir den Hals verbrannt beim Tastendrücken, jetzt mit Sammeltaxi nach Erfud zum Geburtstagessen, Bier habe ich bereits vorgezogen, wie man den Zeilen möglicherweise entnehmen kann.
Morgen mit Landy nach Erfud, einkaufen und ab in den Sand. Wir hören voneinander.

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