Wir entscheiden uns, die bezaubernden Picos de Europe erst auf der Rückkehr zu besuchen. Zu gross wäre die Enttäuschung bei nicht genehmem Wetter. So cruisen wir die Küstenstrasse bis Gijon, die Sonne im Heck. Es gibt kaum Verkehr auf der Autopista, so säuselt der Diesel meditativ in der Mittagssonne. Nach Gijon gibts erstmalig eine Temperaturerhöhung im 6 Zylinder, die Piste geht bis auf 2000 Meter Höhe, ein paar Brummis keuchen und wir erreichen noch herrenlose Schneefelder. Dann gibt sich Spanien von der hässlichen Seite. Richtung Leon zieht sich die Strecke durch menschenleere endlose Weiten. Hier würde ich noch nicht mal nen Western drehen, geschweige denn gern begraben sein. Offensichtlich trozt man der Ödnis noch reichlich Rebensaft ab, ob die Plörre geniessbar ist, wage ich zu bezeifeln, zumindest im homöopathischen energetischen Sinne. Je näher wir der portugiesischen Grenze kommen, desto einladender wird die Landschaft. Wir entscheiden uns für einen Campingplatz südlich von Porto am Strand gelegen. Leider gibt es den Stadtpark-Camping nicht mehr. Mit dem Charme eines Garagenhofs in Karnap offenbart sich die Stätte, noch nie habe ich einen hässlicheren campismo gesehen. Aber die gelassene Freundlichkeit des jungen Kerls, wahrscheinlich strafversetzt, und der unschlagbare Preis von 10 € pro Nacht geben Anlass zu innerer und gänzlicher Einkehr. Ein paar Lebensmittel fürs Abendmahl wollen besorgt werden, aber neben unzähligen Apotheken kein mercado. So weit ich weiss, ernährt sich der Portugiese nicht nur von Aspirin und Hustensaft. Aber vielleicht werden die Kutteln ja unterm Tresen gereicht. Bei Tchibo gibts ja auch Unterbuxen. Doch da tut er sich auf, der!!! Laden. Eher die Zentral-Metzgerei Nordportugals, wartet sie auch mit ein wenig Alibi-Gemsüse, Eiern und Grillkohle auf. Das passt. FLEISCH !!!! Also grillen und zwar Rind und zwar viel und dick. Premiere für unseren Falt-Grill aus der tourfactory. Doch vorher gilt es, das Gekaufte und uns zurückzubringen. Aber wir stecken fest in einer sich verjüngenden Dorfgasse, bergab in einer Kurve. Laminare Luftfetzen zu beiden Seiten des japanischen Bleches geben Stillstand. Hier zu grillen wäre vermessen, kann doch jederzeit ein Moped auftauchen. Also Steffi als Platzausweiser und ich auf der Kupplung und Gas bei eingelegtem Rückwärtsgang. Die ca 3,5 Tonnen weigern sich physikalisch in Bewegung gesetzt zu werden. Die Kupplung entlässt durch berstende Luft-Öffnung einen Asbestqualm der Steffi unsichtbar und die Gegend für Generationen unbewohnbar macht. Hauptsache keine Macken im Lack. Es wird sich zeigen, ob die Motor-Getriebe-Verbindung für die marokkansiche Offroad-Visite noch geeignet erscheint. Werden mal in Lissabon die Berge rauffahren. Beim nächsten derartigen Mannöver gibts dann Allrad mit Untersetzung. Hätte ich auch früher drauf kommen können.
Nun gut, wir geniessen auf dem glücklicherweise inzwischen dunklen Platz das Zubereitete mit einigen Promille und inhalieren noch Asbestreste der sich abkühlenden Kupplung. Abkoppelnde Kühlung bezüglich des gemeinsamen Dachzelt-Aufenthaltes lässt den erfolgreichen Tag ausklingen. Wenn wir die restlichen 7 Wochen hierbleiben, können wir uns übrigens ne neue Kupplung leisten. Werden mal drüber schlafen.
Mein Gott, ist die die Stadt schön. Eigentlich. Aber erst auf den zweiten Blick erschliesst sich das wirtschaftliche Elend. Jedes dritte herrschaftliche Gebäude an der prachtvollen Avenida Aleidos verfällt, keine Bewohner, Hotels geschlossen. Dafür ein grossartiger Bahnhof, mit Azulejo geschmückter Vorhalle und antiquierter Gleisüberdachung. Eigentlich müssten hier Dampfloks einfahren. Wir schlendern durch die Gassen zum Douro hinunter, immer wieder Verfall aber dann auch zunehmend Restauration. So erreichen wir also das hübsche Ufer mit den Arkaden-Restaurants unterhalb der berühmten Stahl-Brücke Louis I. Dort nehmen wir einen vorzüglichen snack mit den üblichen Gertränken. Das üblichste nehmen wir dann auf der anderen Seite, wo die ganzen Portwein-Destillen liegen. Ein 10-jähriger Tawny Sandeman soll es richten, oder auch zwei. Wir verzichten auf eine Kellerei-Führung um nicht vom aufgesetzten Fado schlechte Laune zu bekommen.
Morgen solls es nach Lissabon gehen. Wir werden unterwegs noch Obidos und Coimbra besuchen, meine alten Ziele und Aufenthalte. Meine Fresse, es ist wirklich 30 Jahre her.
Über Airbnb haben wir uns nen Appartment in Lisboa besorgt. Sind mal gespannt. Ab Samstag soll es sonnig werden. Danach werden wir mal wieder Meters machen nach Sagres oder direkt nach Sevilla, mal sehen.