Ali Mentation

Was ein Morgen. Der Lorenz schmeisst dickes Gelb-Rot an die fernen Hügelketten. Herr, gib mir Kaffee, Fluppen und lass das Alles in Zeitlupe geschehen. Wir sind glücklich, diesen Platz gewählt zu haben. Das Lamm im Gedärm drückt auf die letzten Mahlzeiten, also Freiluftkacken im ausgetrochneten Flussbett. Herrlich. Frühstück muss leider ausfallen, da braut sich was zusammen, also oben, unten ist leer. Aber wir sind bester Laune, haben ja nur noch ne kleine Strecke nach Mresmir. Haha, nach 100 Metern the same procedure, …. Danke für diesen guten Morgen, danke, für diesen guten Tag…..
Katastrophe, noch beschissener der Weg als bisher. Und während wir so  rumnavigieren kommt doch son Rastafari-Berber auf dem üblichen Lasstier des Weges, um uns den Stern von Bethlehem zu übersetzen. Ich nenne ihn Youssef Garmin, oder Tomtom Mohammed. Also weiter, immer weiter, immer langsamer weiter. Kommt dann ein Durchschnitts-Berber auf unüblichem Vehikel holländischer Herkunft entgegen, und zwar auch aller Erawartungen. Mahnt uns den Abzweig in 300 Metern nach derecha zu nehmen und dann wieder dem Stern von Bethlehem zu folgen, also quasi Ausfallschritt. Soso, nenne ihn Ismail Update 2.51.9. Gut so. Wer hat diese Navis hier geschickt, ich spüre Mystisches . Nach 183 Metern sitzt da Mohammed Becker, genannt GPS, und aktualisiert die Route, bloss nicht nach links, da haben se gestern nen Franzmann mit Trecker rausgezogen. Die Info ist mir 20 Dirhan wert. Und siehe da, kein Beschiss, wir sehen Treckerspuren. Also Ihr Drei Segensreichen, Shukran für Alles. Und Freibier bei der nächsten Begegnung, nehme stark an, Ihr werdet demnächst auf ner Wanderdüne hocken, reiten und bicyceln und uns anständig einnorden.
Wir erreichen also Mresmir, und dann gehts heidewitzka auf Teer durch die Dades Schlucht. Die All-terrain Reifen entledigen sich des eingefahren Schotters an die Radkästen, Musik in unseren Ohren.Kling-Klang-Klong. Zum Glück haben wir diesigen Himmel, so würden wir verrückt ob des vermutlichen Farbenspieles bei solarer Ausleuchtung. Denn so sieht es nur nach Colorado und Moselschleife bei Bremm aus, und auf Droge. Einige wunderschöne Kasbahs säumen den Weg, wir kommen nach Boulmane de Dades. Dort gibts dann Frühstück, also Berber-Omelett, das heisst alles was lecker ist mit Eiern in die Tajine gekloppt und schön schmörgeln lassen. Sagenhaft. Rustkikal und schönen Gruss an Mälzer und Lafers, mit Röstaromen, haben die hier auch. Und Wifi, Steffi ergibt sich postprandial dem E-Mail checken und heimatlicher Juresprudenz während ich mich zu einem wahren Aufruhr begebe. Da kommen Dutzend Nomaden mit Hunderten Ziegen und Schafen und Kamelen auf der Suche nach dem gelobten Land durch diese Gasse um den Warenverkehr auf der Chaussee zum Erliegen zu bringen. Was ein herrliches Tohuwabohu. Die weiblichen Zicklein erliegen dem Reiz des Schaufensterbummelns, die Adoleszenten Lämmer-Männer haben mehr Interesse an Geldautomaten und Selbszündern, nur die Kamele schleppen bräsig das Equipment.
Nächstes Ziel und Finito für heute ist Tinerhir. Riesengross, Riesen-Spektakel, herrlich gelegen, an alten Kasbah Siedlungen geht es berauf zum campismo. Bester Platz mal wieder unter Palmen und der Führung von Youssef. Teilen uns den Platz mit ner Kleinfamilie im

respektablen, lindgrünen Unimog. Der Typ ist befreundet mit unserem Toyota Ausbauer aus Beuron.
Die seit Tagen olfaktorisch sich entwickenlnden Hühnerbeine müssen unbedingt auf den Grill, Selbst das Dosenbier riecht nach Verwesung, aber die geschätzen 850 Grad Celsius knocken Salmonella typhi, Cholera-Vibrionen, Parasiten und Vogelpest sicherlich aus. Dazu toxikologisch unbedenklichen Reis. Stelle mir den Pathologen vor, wie er uns den Magen aufsämmelt um der Ursache des viel zu frühen Ablebens auf die Schliche zu kommen. Das bettelnde Miauchen kriegt die Knochen und Sehnen und ward darauf, auch am dritten Tage, nicht mehr gesehen. Das verunsichert uns. Aber wir erfreuen uns grosser Vitalität in Unkenntnis der Inkubationszeiten.
Herrlich hier, endlich richtig Marokko-Himmel, Youssef und wir freunden uns an. Sind mitlerweile die einzigen Gäste auf seiner Hacienda. Er bekocht uns bestens, spricht mehrere Sprachen und ist sehr gut informiert über sein Land, auf das er so stolz ist. Durstig ist er auch. Dosenbier aus Holland ist so recht nach seinem Gusto, aus meinem Engel-Schwingkompressor-Kühlschrank. So gehen die Vorräte zu Neige und ich fahre mit ihm am nächsten Morgen in die City. Dort gibt es ne Tränke. Kaum 4 Sekunden auf der Strasse hält ein 207 D an, wir steigen ein, ich finde mich mit 8 anderen in gleicher Absicht, zumindest was mdie Destination angeht. Beste Nahverkehrsregelung. Die Karren, allesamt 207D (ich hatte auch mal einen), fahren also ihre Routen und halten je nach Bedarf an Aus- oder Einstieg, besser gehts nicht. Zwischendurch wird Federvieh herausgereicht an den ortsansässigen Hühner-Dealer. Youssef muss zur Gendarmerie, ich hole in weiser Vorausschau ein stattliche Summe Dirhan aus dem ATM. Youssef kennt Alle, einer fährt uns zum Laden, Alimentation generale, haha Ali hat nen Hinterzimmer mit Alles, Paletten Dosenbier Cabernet Sauvignon aus Meknes zu Puff-Preisen. Der Fluch der Konkurrenzlosigkeit. Für Ali und seine Mentation erquicklicher Wohlstand. Ich fühle mich verwerflich, Michell Friemann und seine Koks-Ukraine-Gangbang kommen mir in den Sinn. Ziehe mir den Hut tief ins Gesicht, klappe den Trenchcoatkragen hoch und verlasse sonnenbebrillt dieses Bordell, Youssef telefoniert nach einem verschwiegenen Taxi, wir laden den Sprit im Gegenwert eines hiesigen Monatslohnes in den Benz. Dann zum Markt, wir gehen gemeinsam Unwerferfliches einkaufen. Ich lasse mir ne Lammkeule entgräten und durch den Fleischwolf drehen,1,2 Kilo, Youssef empfiehlt noch Zwiebeln mit durchzudrehen, also Fleischwolf-Pause, schnell gegenüber cebolla und Koriander gekauft und rein ins Lamm. Ich brauche noch Gemüse und Orange, bekomme eine Schüssel vom Marktleiter, packe la verdura y frutas hinein, Die ganze Chose kommt auf die Wage, zusammen, und ich bezahle einsfuffzich. Geht auch ohne Barcode. Rufe Steffi an um ihr meine Existenz zu versichern.
Meine Fresse, sind die Menschen hier freundlich, miteinander und auch Fremden gegenüber, zum Beispiel mir. Ich schüttele 263 Hände, ernte willkomms-Lächeln, das übliche Ca va ?.
Die haben echt Spass mit- und aneinander. Müsste man bei uns auch mal versuchen. So ohne I-phone nett sein und sprechen und lachen und die Coolness fürs Dosenbier zuhause lassen. Werde nochmal drüber nachdenken, habe jedoch meine Zweifel, wenn ich an den Laubbläser-König aus Heidhausen denke.
Drei Tage lassen wir Allah einen guten Mann sein, Maschine buntes, noch eine, lesen schreiben, essen, trinken. Lasterhafte Kontemplation nach unseren Strapazen. Nach einer kleinen nachmittäglichen Kasbah-Wanderung dann Talk mit Youssefs Bruder ( YB ). Danach gibts in seiner cousine nen Kochkurs, wir steuern unser Lamm bei,er zaubert und veredelt es in der Tajine, wir schmörgeln uns zu dritt schön einen, um dann gegen Mitternacht das Mahl zu nehmen. Superb. Dazu AC/DC und Manu Chao und Bob Marley. Ich liebe dieses Land.