Glücklich und hungrig kommen wir zurück, der concierge hat sich schon Sorgen gemacht und wartet mit einem wahrlich grossartigen 3-Gang Spätmenue auf, ohne Untersetzung. Dazu ne Pulle Roten. Nach dem Abräumen gesellen sich Concierge, Koch, Gärtner und Raumpflegerin zu uns, um ein wenig zu musizieren, will meinen, zu kloppen auf die klassischen marokkanischen Dinger. Laut und erstaunlich flink, was die da abziehen. Schenke ihnen ein wenig vom Roten in unsere Wassergläser. Madame Raumpflegerin nimmt sich der Blech-Kastagneten an, also jetzt typische Gnoaua Besetzung. Die Mucke, die die Schwatten hier im Maghreb etabliert haben, überall gespielt mit Innbrunst. Sie gibt uns ne kleine Einführung und so scheppern wir mit, immer genau neben dem groove, der für uns Rhythmuslagastheniker schwer auszumachen ist. Ich hole meine Klampfe und lege mal was latinhaftes aufs Holz. und so musizieren wir gemeinsam, Steffi mittlerweile umgestiegen auf bongoeskes. Und wie wir uns so dem musikalischen Höhepunkt nähern, tanzen die beiden einzigen Damen bereits. Herrlich. Wir schliessen den Abend ab und unsere Lehmhütte auf, und was ne Überraschung. Alle versammelt. Mücken. Selbst unter unserem Netz, ganz schön clever. Haben sich wirklich alle Mühen gegeben.
Sie fühlen sich bei einer aktuellen Raumtemperatur von 34 Grad so richtig wohl und musizieren auf ihre Art. Ade Schönheitsschlaf. Verlasse um 4.00 das dormitorio und koche mir am Landy nen Kaffee und erwarte den Sonnenaufgang beim Schreiben. Die Wiedergutmachung findet statt in Form eines sich prächtig ankündigenden Tages. Das motiviert meinen linken Zeigefinger das gleichseitige Nasenloch aufzusuchen. Und siehe da, ein Popel in Grösse und Konsistenz einer überreifen Dattel ward geboren, feinst veredelnd gepudert mit bestem Sahara-Sand. Mein lieber Herr Gesangsverein. Erstaunlich, was in meinem kleinen Näschen sich so ansammelt, muss dem Holger mal davon berichten, wäre ihm vielleicht ne Power-Point-Präsentation wert für den nächsten HNO-Welt-Kongress. Habe es aber leider versäumt, die Bergung auf Video zu dokumentieren. Falls Holger keine Verwendung dafür hat, werde ich ihn nach 3-tägiger Trocknung vielleicht einem Studiosus-Deppen als Fossil andrehen.
Beim 3. Kaffee kommt ein Guide und fragt nach, ob denn Bock bestünde, eine Chebi Umrundung zu unternehmen. Jau, machen wir, sagt Frau Ebeling. Der hat nur ne marokkanische Mittelstands-Kleinfamilie unter Vertrag und so folgen wir ihm im Landy. Oh, nein nach 3 Minuten erster Stopp. Automobilmuseum. Hä ? Was soll der Scheiss ? Wir sehen uns versklavt in so eine Scheiss Touri Rundreise, vermuten noch schlimmeres Einkehren bei Teppichhändlern und Konsorten. Und lächeln und winken. Ne, danke. Wollen uns schon absetzen , da macht einer den Laden auf. Nebenbei bemerkt, wenn mich irgendwas neben Fossilien auch nicht interessiert, dann sind es Autos, ausser richtige, wie unser Landy.
Tja, und da stehen se dann museal in Reih und Glied. Alle Offroader, aller Epochen, geil !!!! Wie aus dem Laden. Ich bin verzückt, würde Landy gerne dazuholen. Ok, wir machen weiter. Nächste Etappe. Im Hinterhof einer Kasbah gibt es ein Kulturzentrum, da hocken ein paar schwarze Vollblutmusiker und geben sich die Ehre. Und uns Tee.
Dann wieder Sandfahren. Unterwegs steuern wir ein paar Nomadenzelte an, meine Fresse, wie die leben, mit nix !!!!! Im Nix. Leben von Ziegenzucht. Kein LED 3-D Flachbild, keine Mikrowelle, wie soll das gehen?
Zum Schluss kommen wir an einen Zeitsee, ein paar Flamingos nutzen das noch vorhandene Nass zur Niederlasssung. Leider haben wir kein gutes Licht, es ist dunstig bewölkt, wir wollen doch noch in die Dünen zum Sunset. Machen wir trotzdem, zu Fuß. Meine Fresse, das geht mächtig ins Fahrwerk, im Feinkörgigen zu laufen. Und wieder gibt es von Majid Leckeres unter freiem Himmel kredenzt.
Wir beschliessen, noch einen Tag dranzuhängen, sind bereits dick befreundet mit dem Stuff und hängen so herrlich ab, springen in den Pool, richtig gehört, Pool. Habe ich 2 Tage ignoriert das All-in-Ding, auch deshalb, weil eine WOMO Truppe aus Fronkreisch im besten Inkontinenzalter dort geplantscht hat. Kommt aber gut bei ner Aussentemperatur von 38 Grad trotz des Vermuteten.
Blauester Himmel lässt uns verzückt harren auf das nochmalige Dünen-Farbspiel am Abend. Und besser konnte es nicht werden. Unser Hubi kreisst vor Freude und filmt.
So, jetzt wird es wieder mal Zeit fürs Weiterkommen. Es gibt einen warmen Abschied von diesen lieben Menschen hier, Umamrmungen. Es war schön bei Euch.
Wir canceln die 260 km Piste an der algerischen Grenze, nehmen Aspahalt bis Zagora. Eine wahnsinnige Hitze und ne Menge Sand in der Luft sorgt für merkwürdige visuelle Irritation. Wir gleiten dahin, endlos. Vatta`s morgana. Das linke Bein liegt locker auf dem Armaturenbrett, hier braucht die nächsten Stunden nicht gekuppelt zu werden. Der warme Wind drückt sich durchs Hosenbein und liebkost mein Gemächt. Dazu pisswarmes Mineralwasser. Und dann, endlich, ich fange an zu heulen, einfach so. Tränen mit Sand. Wie schön, die Seele entleert sich endlich. Nach all den Monaten, all den Veränderungen, den Nöten, der Gewissenspein. Meine Abrechnung mit dem Gehabten. Der Angst davor, der Ungewissheit. Ich fühle mich frei und doch verbunden mit meinem Bisherigen, befreit vom Würgegriff des Unerträglichen. Und dann spielt der Player auch noch John Lee Hooker mit Zucchero I lay down.
Wir kommen am frühen Abend an in Zagora, 39 Grad. Und keine von diesen Scheiss-Fliegen hier, die Memmen, können wohl die Hitze nicht ertragen. Weicheier. Wir dünsten dünenfrei Gemüse in der Pfanne dazu unsere Beef-Frikos, die uns der Chefkoch in Merzouga in die Pfanne gekloppt hat, bevor sie zu Agar-Platten metamorphosierten. Süss, der hat die alle einzeln foliert und dann noch en gros verschweisst. Dazu gibts Glühwein. Der Platzwart legt uns nen Teppich hinters Auto und wuchtet nen Holztisch herbei, den er mit Tuch bedeckt, dazu Tee. Unglaublich.
Da hat sich doch unbemerkt so eine Gross-Kundgebung von Mikroorganismen in unseren Dickdärmen verschanzt. Wir sind glücklich, die beste CampingPlatz Toilette zun haben, die wir hochfrequent nutzen. Es kühlt sich herrlich ab, auch der Wein, der sich andient, verköstigt zu werden und das Colon zu desinfizieren.