Sand

Also los nach Erfoud. Nix Sammeltaxi. Daumen in den Wind, wie früher, und siehe da, ein Typ nimmt uns mit. Kaum angekommen textet uns ein schlecht aussehender, penetranter und mit geselliger Geschäftstüchtigkeit ausgestatteter Fossilienhändler zu.  Er nervt.
Richtig gelesen: Fossilien. Angeblich war hier mal Holland in Not, also vor einigen Jahren, la mer in gross, bis dass prähistorisch der Käskopp Landgewinnung betrieb, er hats wohl übertrieben.
Wenn mich irgendwas nicht interessiert, dann sind es Fossilien und andere alte tote Sachen, die dem Bäedecker Reiseführer immer 300 Seiten wert sind, und das limbische System von Studiosus Reisenden trocken legen. Wir wimmeln ihn erfolgreich ab, mit dem Versprechen, in Bälde eine LKW Ladung mit der alten Scheisse zu ordern. Steffi findet ein dem Anlass würdiges Strassen-Restaurant und wir dinnieren an der Hauptstrasse bestens. Schlendern dann noch ein wenig durchs abendliche Städtchen, kaufen ein paar Lebensmittel ein und lassen uns nieder am riesigen Dorfplatz.
Da ist anlassfreie(?) big Party. Vermutlich sind wirklich Alle hier, ein lebhaftes Spektakel. Da wird gefussballert, gebyciclet, gesessen, geguckt, gegessen. Open Air Kino.
Die Vorstellung hat für uns Spielfilmlänge, ohne Werbung. Grandios. Habt ihr nett gemacht für Steffis Geburtstag ( also doch Anlass ), ihr Wüstenfüchse. Kurz nach Beginn der Vorstellung gibts vom Nachbarsitz Orangen, ich revanchiere mich mit Popcorn, ehrlich, da brutzelt Einer säckeweise auf nem Kerosinkocher das unvermeidliche Cineasten-Gewürg. Steffi hat ne Freundin , ca 8 Jahre alt. In der einen Hand Orangenschalen, in der anderen des Mädchens Fuss, so heisst die Hand hier in Berber-Language. Lustige Vögel, die Teppich Knüpfer.
Es ist wie immer auf meinen Reisen. Die Kiddies sind überall klasse. Machen mit nix einen Mords Gaudi, quengeln nicht, freuen sich aneinander. Und haben vor Allem äusserst gelassene Mamis und Papis. Ohne Observierungs-Allüren. Grandios. Und ohne Waldorf.
Wir verlassen das Kino und nehmen noch nen Absacker am Landy, nachdem wir übers Tor am Platz klettern mussten, so mit Fussleiter. Volles Programm, alles für Steffi eingestielt. Der Wüstenwind säuselt angnehm durchs offene Dachzelt und wir entsagen uns weiterer Vigilanz.
Aufstehen, einpacken, frühstücken. Jetzt wirs ernst. Wollen in den Erg Chebi, gar nicht arg schäbig, wie sich noch herausstellen wird. Brauchen noch Wasser und was für auf den Grill. Aber hängen erstmal fest bei einer herrlichen Unterhaltung mit dem Platz Eigentümer, Franzmann in meinem Alter.  Macht mich doch sehr an, sein Lebensentwurf. Ja die Wege des Herrn sind vielseitig. Dann aber Los auf den Markt, es ist schon spät geworden. Nehmen nen Kilo Rind, was beim gewünschten Schredern mit Zwiebeln, Zitrone und allerlei Gewürzen legiert wird, um der Schar der Mikroorganismen ein unwirtliches Zuhause zu geben. Landen dann doch noch in so einem Tuch-Nippes-Lampen-Kram-Laden, wo wir, während der Einkaufsprozess gart, gemeinsam musizieren, heisst auf allerlei Schlagwerk eindreschen, nachdem wir uns als Touaregs verkleidet haben. Bin drauf und dran, meine Klampfe zu holen. Werden nach alter Berber Sitte kräftig übers Ohr gehauen, wie es sich hier gehört. Haben wir das also auch im Sack, wie im übrigen einen Bettüberwurf, ein bezauberndes, buntes  Tuch, eine Tajine und Fossilienstuss als Beigabe. Sieht eher aus wie getöpferte Kamelscheisse.
Jetzt aber. Nochmal gazoline in den Tank und ab. Auf die Piste, Wellblech, so heisst das, wenn Äonen von Zeit aus dem Sand/Kies Untergrund einen überdimensionierten Hornhautschaber machen. Wenn man da dann rübersemmelt, gibts Aufruhr im Gedärm. Ist ne gute Sache gegen Cellulitis. Bei ca 40 km/h eine Rüttelfrquenz von 73 Hertz, die den Damen das Bindegewebe bügelt, dafür aber zu Ermüdungsbrüchen im unteren LWS-breich führt. Man kann nicht Alles haben. Also verlassen wir die Piste nach ausreichender kosmetischer Anwendung und verfahren uns kräftig. Wo geht noch mal die Sonne unter ? Ach du Scheisse. Logbucheintrag 28.4.2015, 17.06 Uhr : Hilfe, wo sind wir ? Kirk an Spock: „Navi gucken“. Spock an Kirk: „Nix zu sehen“. Kirk an Maschinenraum: „volle Kraft voraus, wohin auch Immer“. Kirk an Lieutnant Uhuru: „Luft ablassen, 0,8 Bar, kommen im Sand nicht voran“.

Sieht das Scheisse aus, Landy in ausgelatschten Gummistiefeln. Aber es funzt. Der Weg ist das Ziel, na ja, manchmal schon, hier eher nicht. Logbucheintrag 17.13 Uhr: Ende der Veranstaltung. Landy hat keine Räder mehr. Sind im Sand verschwunden, Hat sich wahrscheinlich geschämt mit seinem Schuhwerk. Sitzen auf. Die Differenziale suhlen sich im Feinkörnigen. Jetzt nen schönen Caipi und Bimbos, die einem Rolex verkaufen, oder Rayban, eben für nette Kurzweil sorgen. Doch niemand kommt. Wie immer, sie gehen dir mächtig auf den Sack an jedem scheiss Strand, aber wenn man se braucht, ist keiner da. Ok, kein Kaltgetränk, dafür Untersetzung, Differnziale gesperrt und noch weiter runter in den Sand. Tiefer geht nicht. Super Einstieg. Auch ins Auto, die Trittbleche liegen auf dem Sand. Also doch ein hopfenhaltiges Kaltgetränk und Lagebesprechung. Es gibt nicht viel zu besprechen, aber zu tun, Sandbleche abschrauben, Klappspaten raus und scheppen und scheppen und scheppen und scheppen. Wir haben ca. 52 Grad Celsius, das Bier kondensiert bereits an der Oberlippe. Steffi verpisst sich, um einem Abschleppdienst einen Auftrag zu erteilen. Und ward nicht mehr gesehen. Ich pausiere ein wenig im Schatten des Landy, vertreibe mir die Zeit mit dokumentierenden Selfies. Die Kinder sollen schon wissen, wo Papi sein Ende nahm.  Aber ich will noch Alles geben. Also scheppen. Und wie ich so scheppe, taucht ein grinsender Berber mit Moped auf. Ich grinse zurück, bräsig und komme mir mit meinem Schüppchen doch ziemlich albern vor. Eher was zum Burgen bauen, aber dafür fehlt mir die Musse. Der Berber wünscht mir noch nen schönen Abend und rauscht von dannen. Arschloch. Nix, Arschloch, fünf Minuten später kommt er zurück mit ner amtlichen Schüppe und Tochter. Habe unterwegs keinen Hornbach Baumarkt wahrgenommen. Wie dem auch sei, er schüppt nach kurzer Blickdiagnose und zwar hinter!!!! den Rädern. Klugscheisser. Ich tue es ihm gleich, habe bereits eine handtellergrosse Blase. Kommt gut im Sand. Nach 20 Minuten sind wir fettich. Und schwupp-die-wupp biete ich meine armselige, geballte Männlichkeit beim Einstieg ins Führerhaus auf, lege den Rückwärtsgang!!!! ein und fahre mal eben cool raus. Vor mir ein poolgrosses Loch im Sand. Könnten dort die versteinerten Kamelköttel aus dem Laden entsorgen. Steffi ist übrigens immer noch weg. Hab eh das Gefühl, dass ihr die Situation nicht behagt. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder, man trifft sich ja bekanntlich zweimal im Leben. So, jetzt wird aber erst mal nen Döschen genommen, nachdem ich ihm ein Scheinchen zusteckt habe, der Anlass ist mehr als gegeben. Lade den Scheppmeister also grosszügig dazu ein, und merkwürdigerweise scheint er nicht abgeneigt, ein Pilschen in der untergehenden Sonne zu gustieren. Aber dem wohnt wohl ein Missverständnis inne. Noch nie in seinem Leben hat er so einen Hightech-Weißblech-Getränkebehälter gehabt, stellt sich ziemlich bescheuert an, ihn zu öffnen, um dem Labsal Herr zu werden, es der sandigen Kehle zuzuführen, sich zu berauschen am herben Aroma althergbrachter Braukunst. Weltmännisch navigiere ich ihn zum kühlen Nass, was sich schäumend auf den Deckel ergiesst. Er erschreckt, als öffne er die Büchse der Pandorra, harrt er des sich da Abspielenden. Ich beruhige ihn durch demonstratives, profesionelles Anlegen an meine Unterlippe und ermuntere ihn, es mir gleich zu tun. Das war ein Fehler, er bekotzt sich fast ob des für ihn grässlich anmutenden Getränkes. Doofmann, das war das letzte Heineken. Aber die alternative Sprite zaubert kindliche Freude auf des Berbers Antlitz. Ok, habe ich also zwei Döschen für mich allein. Hoffentlich taucht Steffi nicht doch noch auf. Tut sie aber, und zwar mit Fahrrad. Bin ich schon stramm ? Ein wenig, aber sie hat auf ihrem Spaziergang die Berber-Bleibe entdeckt und HandyEmpfang gebabt, unseren Camping Chef angerufen und um Organisation eines gediegenen Rausschleppens ersucht. Haha. Ätschi-bätschi. Überflüssig. Der gelbe Engel lädt zum Tee, wir folgen. Steffi cancelt die Rettungsaktion. Vor seiner Lehmhütte wird ein cozy Lager errichtet, die Mädels- vier Töchter hat der Gute – decken den Tisch, wir fläzen uns radebrechend und dankbar. Nüsschen werden seviert, wir steuern Kekschen bei. Absurd. Ich kann mich revanchieren, Töchterchen hat ein infiziertes Ekzem am Fuss, also wirklich Fuß, ich ziehe eine gesottene Medziner Show ab, und alle Register unter Mithilfe der durchaus kompetenten mitreisenden Anwältin, des zielgerichteten Improvisierens im Fachfremden. Mami kommt dazu, sowie der knirpsige Stammhalter.
Der Dankbarkeit nicht genug, trennt sich Steffi noch von ein paar Klamotten für die Mädels, Mami bekommt die Badeschlappen aus dem Kwätschua Discounter. ( 3,95 € ).
Es wir Zeit, dieses Kleinod zu verlassen, obwohl wir zum dortigen Nächtigen ermuntert werden. Wir lehnen aber dankend ab, wollen uns auf das Erlebte einen ballern. So fahren wir denn ein wenig quersandein und errichen unser Nachtlager zwischen zwei einsamen Bäumen. Es gibt Tütensuppe und Brot und Roten. Steffi kümmert sich um Brennholz und wir haben eine herrlich Nacht unter dem Sternehimmel im Nichts.

Bester Platz 2.0

Ich will nicht langweilen, aber lasst Euch gesagt sein, dieser Morgen gehört in die Kategorie der durchaus sehenswerten. Hinten aus dem Dachzelt gelünkert, backen die Engelchen Weihnachtsgebäck, vorne schleimt sich tüchtig das zarte Grün in den Vordergrund unter UV Bestrahlung. Also das übliche Coffein/Nikotin-Ritual, diesmal in Unterhose mit Outddoor-Pelzjacke, denn ein wenig frisch ist es doch, und Madame ratzt neben der Buchse.Ein wenig Wind am Gemächt kann nicht schädlich sein. Abgesehen von leisen rectalen Etüden aus der ersten Etage ist es totenstill. Doch dann: 2 Takter mit Berber-Besatzung, nagelt die Schotter-Serpentinen runter und nutzt mit Inbrunst das Warnhorn zum freundlichen Stelldichein. Ich stehe dem halbnackt bei. Kann unter dem Turban nicht erkennen, ob er fassunglos mein unbehostes Unteres zur Kenntnis nimmt, oder dank der marrokanischen Toleranz, mich heiraten oder zumindest mir beikommen will. Und schwupp ist er weg. Turban und Turbine. Früher kamen die mit üppigem Kopftextil noch auf Kamelen, als sie sich nach einem Vehikel deutscher Autobaukunst aus Wolfsburg benannten (wie Holger richtig anmerkte). Soso. Wieder Totenstille. Bis der 15 Tonner mit doppeltem Berber- und dutzendfachem Ziegen/Schafbesatz eine 270 Grad Geröll-Serpentine mit Schmackes nimmt und meiner verboten Erscheinung ansichtig in die Eisen tritt. Die noch nie benutzte Bremse gibt fanfarenhaftes. Beide kommen bestens gelaunt, ohne Turban dafür zahnlos der Eine, gelb-braun der Andere, um uns einen gesegneten Sonntag-Morgen zu wünschen, und nach Rauchwerk zu ersuchen. Habe leider nichts in unmittelbarer Nähe, weil noch immer unbehost. Aber Steffi rettet die Situation, durch jugendhafte Fluppfinderei. Dem Nichtrauchenden drücke ich 10 Dirham in die Pranke, wir werden gesegnet und ich ziehe mir die Buchse an, es könnte ja in 3 Minuten ne Emanzen Gang aus Münster des Weges kommen, oder die Reinkarnation von Fatima, dann lass den Vati ma schön sonntäglich in bestem Linnen erscheinen. Wir kochen Eier, um im 3D Kino zu desayounieren, da kommen se, totenstill, 345 Trillionen Scheiss-Viecher pro Quadratzentimeter. Jeder Biologie Student wäre verzückt, hätte er bereits gefrühstückt. Die Viecher sind so penetrant und zahlreich wie auf ner Pegida-Demo. Also Brechfest gecancelt, oder ? Packen zusammen, da sind se dann wech. Lustige Vögel. Also wieder rauskramen, kalte Eier und ehemaliges Backwerk, jetzt Entenfutter, aber kein Erpel in Sicht. Im Schatten des landy  ne Ladung Coffein, die mich um die sonntägliche innere Einkehr bringt. Die Pumpe ächzt im Thorax, bräuchte dringend ne Dialyse, vielleicht kommt ja gleich jemand von roten Kreuz den Knusten runter. Könnte den Emanzen dann auch den grünen Tee rausfiltrieren.
Der dann sich abzeichnende normokarde Sinusrhythmus eignet sich zum Aufbruch, wir wollen doch noch nach Erfud, Rauhfaser kaufen. Wieder Piste unter blauestem Himmel durch irre Landschaften. Und bettelnde Kiddies. Wenn die in Leipzig wären, hätte Pegida ausgedient. Der Landy ist wieder voll dabei, ich werde ihn gleich umarmen. Oder mich hinter den Auspuff knien, wenn Steffi nicht guckt. Bei Alnif wieder Teer, und dann, unglaubliche 90 Meilen, nee, Kilometer bis kurz vor Erfud. Es wir immer wüstenähnlicher, nix an Land- und Ortschaft, am Horizont Hügelketten, 5300 Kelvin geben das rechte Licht, Steffi fährt, ich berausche mich bei 80 km/h an der Pracht des cruisenden Fortkommens und am Heineken, nicht an meinem, sondern an einem 7 Grad Celsius kalten Döschen aus dem Engelchen. Landy schnurrt, ich lausche der Sinfonie aus 24  kataton pöppelnden Ventilen, spüre die kühle Schmierung der Zylinder aus üppigen 12 Litern Qualitätsöl, es summt aus allen 6 Zylindern, tantrisch. Nach dem zweiten Döschen denke ich an Jutta mit ihren Tantra Kursen, wo wohlgeschmierte Gelassenheit und Hingabe zum Ganzkörperorgasmus führt. Danke Jutta, jetzt verstehe ich Dich.
Der empfohlene Platz ist fast verwaist, zwei völlig beknackte riesige WOMOs stehen da, 2 Aussis im VW Bus und ein Biker aus GB. Endlich duschen, die Patina der letzten Tage abwaschen. Die Gemüsereste kommen in die Pfanne. Ein Cabernetchen anbei. Eigentlich müssten wir reinfeiern ( Steffi hat Burzeltag ) aber sind beide völlig im Arsch und legen uns in die erste Etage, sind stante pede entschlummert.
Wieder dieser Sonnenaufgang, diesmal an Bug. Wieder Coffein, wieder Fluppen. Ich habe kein Geschenk, keine Eier, kein Aufschnitt, keinen graved Lachs, keinen Männer-Gesangsverein. Aber ich sehe ein paar Farbtupfer, botanischer Provenienz, und fleurope was zusammen. Happy Birthday tuju. Keine Diamanten, kein Buch, kein nix, aber nen Riechbesen. Angebliche Freude aus dem Mentus der Beschenkten befriedigt.
Ich hacke wie bekloppt GPS-Koordinaten in unser Navi, damit der Wüstentrip ein vitales Ende nehmen kann. Eine Karawane mit Gleichgesinnten wäre die Alternative. Aber ich stehe nicht auf Selbsthilfegruppen. Waschechte Off-roader sind vermutlich genauso bekloppt wie waschechte Biker. Das Tomtom ( völlig bescheuert für unsere Zwecke, eher was für Fußballtrainer, die sich 2 mal die Woche den Weg zum Platz navigieren lassen ) klugscheisst, wo immer es kann, nämlich bei jeder exakten Koordinate. Denkt sich, Biesemännken, da wo du hin willst is nix, also korrigiere ich nach bestem Gutdünken. Arschloch-Navi. Aber erstens geht die Sonne im Osten auf, sitzen zweitens die 3 aus der Schlucht auf ner Düne ( nach bestem Gutdünen ) und ich habe drittens noch nen Kompass an Bord. Bin ja schliesslich Pfadfinder, einnorden, peilen. Aber was sollte ich anpeilen ? Werden vermutlich wenig Kirchtürme im Sand anzupeilen sein, oder 100 Jahre alte Eichen, oder RWE-Türme. Vielleicht kommen auch meine Pädagogen-Freunde von Studiosus im Öko-Diesel-Reisebus des Weges. Mal sehen. Inschallah.
Und dann, wenn es irgendeinen Grund für Youtube gibt, dann diesen : Die WOMOs aus Alemania (einer aus Chemnitz) brechen auf. Sie, der Ehe/Kotzbrocken schlechthin, geschätzte 98 Kilo im Khaki-Short und einer ausgewachsenen Cellulitis, Kurzhaarschnitt und einer schneidenden Stimme, die die Temperatur um 5 Grad erniedrigt, faltet die arme Sau am Steuer beim rangieren  dermassen zusammen, dass Fatima und Amnesty vonnnöten wären, Gerechtigkeit wiederherzustellen. Was ein Spektakel. Ich möchte dem Typen meinen Klappspaten leihen, damit er seiner Holden mal anständig in die Fresse haut. Schäme mich für dieses Ansinnen, und auch Deutscher zu sein. Wir bepissen uns gemeinsam mit den Aussis, unter den Blinden ist der Eineiige Zwilling. oder so ähnlich. Inschallah.
Heute Grossputz und Aufräumen. Ich lasse dem Landy sein Make-up, rot-braunes entzückendendes Puder, fond de teint marroquin, doch im Innneren muss heute an Steffis Burzeltag mal was passieren. Vorbereitung auf the desert. Übersprungshandlung. Ne, im Ernst, knapp 4 Wochen unterwegs, keine polnische Raumpflegerin kennengelernt, müssen wir ran, um nicht nach jeder Ortsbegehung des Wageninneren einen Duschgang anzuschliessen. Ein nahe befindliches Wasserhuhn erleichtert das Tun. Auch das Heck wir gewiehnert, siehe Landy-Liebkosung, wer weiss. Inschallah.
So, jetzt gut, Steffi hat ne Handmaschine Buntes gemacht, ich mir den Hals verbrannt beim Tastendrücken, jetzt mit Sammeltaxi nach Erfud zum Geburtstagessen, Bier habe ich bereits vorgezogen, wie man den Zeilen möglicherweise entnehmen kann.
Morgen mit Landy nach Erfud, einkaufen und ab in den Sand. Wir hören voneinander.

Youssef

Wir plempern mal wieder so rum, müssen Öchsle in die Bordbatterie pumpen, Scheiss Palmen, werfen zuviel Schatten. Aber nach Berber Omelett starten wir die Wanderung in die Thodra-Schlucht. Der Alpenvereinn müsste mal dringend das übliche A2 an die Bäume kritzeln. Wir irren durch Obst- und Gemüsegärten entlang des Flusses. Da ne Brücke, da nen Weg, da Weg weg. Immer wieder freundliche Begegnungen mit den Inhabitants. Sie hocken überall, auch in Feigenbäumen und lachen sich schlapp, wenn so eine Feigenlawine auf uns runterprasselt. Kurz vor dem Ziel treffen wir auf Abdulla, den Fast-Zahnlosen mit Reebock Schluffen.Er könnte gut den Locher für Leitz-Ordner machen und ist der selbsternannte Guide für die lezten Meter. Alles was wir unterwegs finden wird aufgebröselt und gustiert, heisst gefressen, auch Disteln haben, siehe da, einen weichen, essbaren Kern. Wäre was für Studiosus-Reise-Studienrat-Gruppen. Aus drei Palmblättern bastelt er Sreffi ein Kamel. Süss, ich möchte Trauzeuge sein demnächst, vermutlich wird er ihr noch ne arschfreie Burka häkeln. Wir kommen in die Schlucht, ein Wahnsinn, 300m hohe, senkrechte Felsen geben dem Oued eine Chance. Zum Glück sind die Touris längst in den Aubergen. Wir lernen Ismail kennen, ein waches Bürschchen mit dem wir Tee trinken und schwadonieren über Nikon und Canon. Steffi meint, ich bräuchte 5m Tuareg-Turban-Stoff, er meint es auch. Wir palavern ausgelassen, werden uns einig, auch Steffi bekommt für die Wüste ein angemessens Tuch. Wir treffen unseren Taxi-Sprit-Verschwiegenheits-Driver-Bimbo und sparen uns den Fußweg zurück. Chicken Tajine gibt es bei Youssef. Lecker. Gut so, Bruder Ibrahim taucht auf mit Tochter ( hübsch ) und Sohn ( scheu ). Steffi scheint bei den Weibern hier gut anzukommen, abgesehen von Abdullah.
Es wird Zeit. Zeit für Abschied. Wir sind jetzt 4 Tage bei Yosussef (unter uns : er heisst Hassan). Fast Familie, sind die einzigen Gäste, schon werden Einladungen wiederholt, Ehe-Schliessungen erwägt, ausgesprochen nett. Kuss-Kuss wird avisiert. Tante ( 125 Jahre alt ) brennt darauf, uns Kennen zu lernen. Aber wir müssen los, die Wüste ruft, Erg Chebi. Und dann an der algerischen Grenze nach Westen. Müssen weg, zu schön hier. Zu einfach. Inchallah.
Wir nehmen Hassan mit nach Tinerhir, gehen frühstücken, Merci Buko. Also, der Marokanner gibt uns Euro-Sklaven Mammelade und Brot, wenn jener in Ooberschen wohnt. Er gibt uns dänischen Schmelzkäse und Brot, wenn wir Frühstück unterwegs haben wollen. Und Omlett. Und nett. Immer wieder. Ich glaubs nicht. Die Leute sind der letzte Ableger von göttlicher Gelassenheit, Freundlichkeit und Respekt. Hatte ich schon so formuliert, oder so ähnlich. Besuchen mit Hassan noch den Viehmarkt, nicht Primark, aber das grosse Geschäft ist gelaufen. Die letzten Böcke werden verhökert oder zum bezahlten Ladeflächen-poppen verliehen. Guter Job. Hassan lässt sein Haupthaar stutzen, wir nehmen Tee auf dem Markt, wo jedermann zum Vegetarier wird, angesichts der vollendeten Nutzung des gesamten Tieres und der sonnengebleichten Attraktivität für Sch(m)eiss-Fliegen. Aber genau dort habe ich mein köstliches Lamm geschreddert bekommen und lebe noch. Dann endlich, noch kurz 130 Liter Diesel getankt – der Typ an der Zapfsäule wollte den Eichmeister rufen – und bei Ali doch noch 2 Cabernet geholt, gehts auf die Piste. Route ATA . Endlich wieder Schotter und Landschaft, und was für eine. 128 (noch) Lier Diesel, 6 Pullen Roter, 30 Dosen Muchel-Bier, 20 Liter Wasser, 12 Liter Danone  (Echt !!!!) – Mineralwasser, Eier, Lamm-Hack, Fladenbrot. Und gute Laune und Lorenz. Heidewitzka Herr Kapitän. Grossartige gottgebene Architektur in Verharrung und Zeitlosigkeit. Muss damals nen guten Tag gehabt haben, der feine Herr Gott, als er die Gegend entworfen hat. Immer wieder Lächeln, bonjour, ca va, unterwegs. Es ist bereits 18.03 Uhr und wir beschliessen die Tour und auch hier zu bleiben, genau hier, wo ich jetzt gerade nach köstlichem Dinner unter Sternenhimmel bei warmen Wind die Scheisse in die Tasten hacke. Der beste Platz 2.0. Ein paar Gäule kommen, der Maitre des chaveaux auch, wir herzen uns mit Bruderküssen und der Wahrnehmung allerlei rustikaler Aromen aus des Berbers Nähe. Alle ziehen ihrer Wege, lassen uns mit Lamm-Frikos und Gemüse-Pfanne allein. Ich hätte ihm gern nen Döschen angeboten, aber das gehört sich nicht. Schade. Durst vereint. Ich muss mir dringend einen schmörgeln, ich halte das Alles nicht mehr aus. Zwinge mich, an die Hackfressen heimatlicher Provenienz zu denken, an Praxis und Steuerberater. Und Angela Merkel und Dobrindt und Seehofer. Funzt nicht. So ergebe ich mich epikuräerhaft dem Jetzt und seiner Formvollendung. Meine Fresse, was ein Luxus. Zur rechten Zeit am rechten Ort geboren, den Mainstream absolviert, vom Vater zum Abi gedrängt, nix wesentliches geleistet- ausser zwei entzückender Ableger – darf ich einfach so hier sein, sitze ich immer noch unter dem Sternehimmel am Arsch der Welt  und kann mein Glück nicht begreifen, geschweige denn zulassen. Bräuchte vielleicht nen Coach aus Rüttenscheid. Oder endlich Yoga. Oder vielleicht mal nicht saufen. Werde mal besoffen drüber nachdenken.
Und noch eines : Ihr Kinder draussen an den Bildschirmen! jetzt hört dem Papi mal gut zu.
Lernt Sprachen !!!!!!! Nicht Sprechen, das könnt ihr eh nicht mehr. Aber die Reste eurer Mitteilungsbrut, verkümmert durch Steve Jobs und Genosse Google, eure egozentrischen, verpöppelten, verhätschelten Reste von Neugier und Pflicht, bietet sie auf, entzaubert das babylonische Sprachgewirr und geht in die Welt, meinetwegen auch nur mit Infinitiv, aber tauscht Euch aus, genau das braucht der Globus. Befruchtet Euch. Und hört auf zun saufen und zu kiffen, ich weiss, wovon ich spreche. Seid clean und offen. Dann haben die Arschgeigen von IS und Konsorten keine Chance. Ende der Durchsage und ab ins Bett. Schlaft gut. Ich auch!

Ali Mentation

Was ein Morgen. Der Lorenz schmeisst dickes Gelb-Rot an die fernen Hügelketten. Herr, gib mir Kaffee, Fluppen und lass das Alles in Zeitlupe geschehen. Wir sind glücklich, diesen Platz gewählt zu haben. Das Lamm im Gedärm drückt auf die letzten Mahlzeiten, also Freiluftkacken im ausgetrochneten Flussbett. Herrlich. Frühstück muss leider ausfallen, da braut sich was zusammen, also oben, unten ist leer. Aber wir sind bester Laune, haben ja nur noch ne kleine Strecke nach Mresmir. Haha, nach 100 Metern the same procedure, …. Danke für diesen guten Morgen, danke, für diesen guten Tag…..
Katastrophe, noch beschissener der Weg als bisher. Und während wir so  rumnavigieren kommt doch son Rastafari-Berber auf dem üblichen Lasstier des Weges, um uns den Stern von Bethlehem zu übersetzen. Ich nenne ihn Youssef Garmin, oder Tomtom Mohammed. Also weiter, immer weiter, immer langsamer weiter. Kommt dann ein Durchschnitts-Berber auf unüblichem Vehikel holländischer Herkunft entgegen, und zwar auch aller Erawartungen. Mahnt uns den Abzweig in 300 Metern nach derecha zu nehmen und dann wieder dem Stern von Bethlehem zu folgen, also quasi Ausfallschritt. Soso, nenne ihn Ismail Update 2.51.9. Gut so. Wer hat diese Navis hier geschickt, ich spüre Mystisches . Nach 183 Metern sitzt da Mohammed Becker, genannt GPS, und aktualisiert die Route, bloss nicht nach links, da haben se gestern nen Franzmann mit Trecker rausgezogen. Die Info ist mir 20 Dirhan wert. Und siehe da, kein Beschiss, wir sehen Treckerspuren. Also Ihr Drei Segensreichen, Shukran für Alles. Und Freibier bei der nächsten Begegnung, nehme stark an, Ihr werdet demnächst auf ner Wanderdüne hocken, reiten und bicyceln und uns anständig einnorden.
Wir erreichen also Mresmir, und dann gehts heidewitzka auf Teer durch die Dades Schlucht. Die All-terrain Reifen entledigen sich des eingefahren Schotters an die Radkästen, Musik in unseren Ohren.Kling-Klang-Klong. Zum Glück haben wir diesigen Himmel, so würden wir verrückt ob des vermutlichen Farbenspieles bei solarer Ausleuchtung. Denn so sieht es nur nach Colorado und Moselschleife bei Bremm aus, und auf Droge. Einige wunderschöne Kasbahs säumen den Weg, wir kommen nach Boulmane de Dades. Dort gibts dann Frühstück, also Berber-Omelett, das heisst alles was lecker ist mit Eiern in die Tajine gekloppt und schön schmörgeln lassen. Sagenhaft. Rustkikal und schönen Gruss an Mälzer und Lafers, mit Röstaromen, haben die hier auch. Und Wifi, Steffi ergibt sich postprandial dem E-Mail checken und heimatlicher Juresprudenz während ich mich zu einem wahren Aufruhr begebe. Da kommen Dutzend Nomaden mit Hunderten Ziegen und Schafen und Kamelen auf der Suche nach dem gelobten Land durch diese Gasse um den Warenverkehr auf der Chaussee zum Erliegen zu bringen. Was ein herrliches Tohuwabohu. Die weiblichen Zicklein erliegen dem Reiz des Schaufensterbummelns, die Adoleszenten Lämmer-Männer haben mehr Interesse an Geldautomaten und Selbszündern, nur die Kamele schleppen bräsig das Equipment.
Nächstes Ziel und Finito für heute ist Tinerhir. Riesengross, Riesen-Spektakel, herrlich gelegen, an alten Kasbah Siedlungen geht es berauf zum campismo. Bester Platz mal wieder unter Palmen und der Führung von Youssef. Teilen uns den Platz mit ner Kleinfamilie im

respektablen, lindgrünen Unimog. Der Typ ist befreundet mit unserem Toyota Ausbauer aus Beuron.
Die seit Tagen olfaktorisch sich entwickenlnden Hühnerbeine müssen unbedingt auf den Grill, Selbst das Dosenbier riecht nach Verwesung, aber die geschätzen 850 Grad Celsius knocken Salmonella typhi, Cholera-Vibrionen, Parasiten und Vogelpest sicherlich aus. Dazu toxikologisch unbedenklichen Reis. Stelle mir den Pathologen vor, wie er uns den Magen aufsämmelt um der Ursache des viel zu frühen Ablebens auf die Schliche zu kommen. Das bettelnde Miauchen kriegt die Knochen und Sehnen und ward darauf, auch am dritten Tage, nicht mehr gesehen. Das verunsichert uns. Aber wir erfreuen uns grosser Vitalität in Unkenntnis der Inkubationszeiten.
Herrlich hier, endlich richtig Marokko-Himmel, Youssef und wir freunden uns an. Sind mitlerweile die einzigen Gäste auf seiner Hacienda. Er bekocht uns bestens, spricht mehrere Sprachen und ist sehr gut informiert über sein Land, auf das er so stolz ist. Durstig ist er auch. Dosenbier aus Holland ist so recht nach seinem Gusto, aus meinem Engel-Schwingkompressor-Kühlschrank. So gehen die Vorräte zu Neige und ich fahre mit ihm am nächsten Morgen in die City. Dort gibt es ne Tränke. Kaum 4 Sekunden auf der Strasse hält ein 207 D an, wir steigen ein, ich finde mich mit 8 anderen in gleicher Absicht, zumindest was mdie Destination angeht. Beste Nahverkehrsregelung. Die Karren, allesamt 207D (ich hatte auch mal einen), fahren also ihre Routen und halten je nach Bedarf an Aus- oder Einstieg, besser gehts nicht. Zwischendurch wird Federvieh herausgereicht an den ortsansässigen Hühner-Dealer. Youssef muss zur Gendarmerie, ich hole in weiser Vorausschau ein stattliche Summe Dirhan aus dem ATM. Youssef kennt Alle, einer fährt uns zum Laden, Alimentation generale, haha Ali hat nen Hinterzimmer mit Alles, Paletten Dosenbier Cabernet Sauvignon aus Meknes zu Puff-Preisen. Der Fluch der Konkurrenzlosigkeit. Für Ali und seine Mentation erquicklicher Wohlstand. Ich fühle mich verwerflich, Michell Friemann und seine Koks-Ukraine-Gangbang kommen mir in den Sinn. Ziehe mir den Hut tief ins Gesicht, klappe den Trenchcoatkragen hoch und verlasse sonnenbebrillt dieses Bordell, Youssef telefoniert nach einem verschwiegenen Taxi, wir laden den Sprit im Gegenwert eines hiesigen Monatslohnes in den Benz. Dann zum Markt, wir gehen gemeinsam Unwerferfliches einkaufen. Ich lasse mir ne Lammkeule entgräten und durch den Fleischwolf drehen,1,2 Kilo, Youssef empfiehlt noch Zwiebeln mit durchzudrehen, also Fleischwolf-Pause, schnell gegenüber cebolla und Koriander gekauft und rein ins Lamm. Ich brauche noch Gemüse und Orange, bekomme eine Schüssel vom Marktleiter, packe la verdura y frutas hinein, Die ganze Chose kommt auf die Wage, zusammen, und ich bezahle einsfuffzich. Geht auch ohne Barcode. Rufe Steffi an um ihr meine Existenz zu versichern.
Meine Fresse, sind die Menschen hier freundlich, miteinander und auch Fremden gegenüber, zum Beispiel mir. Ich schüttele 263 Hände, ernte willkomms-Lächeln, das übliche Ca va ?.
Die haben echt Spass mit- und aneinander. Müsste man bei uns auch mal versuchen. So ohne I-phone nett sein und sprechen und lachen und die Coolness fürs Dosenbier zuhause lassen. Werde nochmal drüber nachdenken, habe jedoch meine Zweifel, wenn ich an den Laubbläser-König aus Heidhausen denke.
Drei Tage lassen wir Allah einen guten Mann sein, Maschine buntes, noch eine, lesen schreiben, essen, trinken. Lasterhafte Kontemplation nach unseren Strapazen. Nach einer kleinen nachmittäglichen Kasbah-Wanderung dann Talk mit Youssefs Bruder ( YB ). Danach gibts in seiner cousine nen Kochkurs, wir steuern unser Lamm bei,er zaubert und veredelt es in der Tajine, wir schmörgeln uns zu dritt schön einen, um dann gegen Mitternacht das Mahl zu nehmen. Superb. Dazu AC/DC und Manu Chao und Bob Marley. Ich liebe dieses Land.

Was ne Karre ……..

Sehr früh krieche ich aus dem Landy, während der Gaskocher Kaffeewasser erhitzt friere ich mir ordentlich einen ab. Aber die grossartige Kulisse unseres Rastplatzes entschädigt großzügig. Genau :zügig ist es und groß. Für Frühstück keine angenehmen Bedingungen, es sei denn es liegt nen 5 Kilo Gouda-Rad auf dem Tisch. Wir bekommen Besuch von ein paar Schaf-und Ziegenhirten, nettes radebrechen und gestikulieren. Wir reichen etwas älteres Gebäck, der Blätterteig ergibt sich verwehend. Ein paar Dirhan, denn begehrtes Schuhwerk können wir nicht entbehren.

Gern hätte ich meine Drohne fliegen lassen in die Schlucht und übers Plateau , aber sie wäre vermutlich nach Wladiwostok abgedriftet. So begeben wir uns zu einer Wanderung in die Schlucht. Kommen nicht besonders weit. Eigentlich hätten wir in dem ausgetrockneten Flussbett weiter fahren wollen, aber reissendes Nass erübrigt unser Ansinnen. Das ist zur Zeit eh das Problem hier. Nach den massiven Schneefällen und dem Regen im Winter sind unzählige Strassen und Pisten weggespült. Die Off-road Routen teilweise nicht machbar. Das Schmelzwasser speist nach wie vor Bäche und Flüsse.  Geröllhalden versperren die Wege und man quält sich irgendwie durch, dankbar für jede frische Reifenspur.

Nach der Wanderung gehts los nach Imilchil. Piste ohne Ende aber nicht aufregend. Irgendwann wieder Asphalt für ein paar Meilen. Dann aber böse Überraschungen. Ein riesiges Flussbett wird vom unermüdlich abfliessenden schlammigen Wasser in ein Wasser/Geröll Delta verwandelt, die Piste am Hang ist weggespült. Immer wieder Aussteigen und Machbarkeitsstudien anleiern.  Gieriges Ausschau-halten nach Spuren und tragfähigem Untergrund. Umkehren ist nicht, Alternativlosigkeit zwingt uns weiter. Der Landy leistet Großes. Lässt sich nicht einschüchtern. Ich werde ihm bei nächster Gelegenheit Qualitätsdiesel genehmigen . Öl braucht er nicht, der Gute. Wir bezweifeln, unser Ziel noch zu erreichen, ausserdem zieht es sich wacker zu am Himmel. Aber es klappt und wir schrauben uns wieder ins Gebirge. Es ist hier bis zu 2800 Meter hoch, der Qualm nimmt zu, und der Landy scheint doch müde und krank. Werde mich doch dringend kümmern müssen.

Spät erreichen wir Imilchil, leisten uns eine Auberge mit Dusche und einer warmen Mahlzeit.  Der Chef de Cousine zaubert sehr ansehnlich aber geschmacklos. Ich hätte sogar Maggi benutzt. Dazu gibts eau minéral aus Weingläsern. Aber auf dem Zimmer wartet zum Dekantieren…….

Wieder diese Kälte am Morgen, aber sonne und Sonne. Ich genehmige mir 3 cafe noir mit 4 Fluppen und erörtere mit dem Herbergsvater die Ursachen der Befindlichkeitsstörungen des Landy. Sind uns einig und werden die empfohlene Werkstatt schräg gegenüber aufsuchen. Erstmal Frühstück, heisst Brot und 1 qm Marmelade und kaltes hartgekochtes Ei.

Die Werkstadt ist als solche unschwer zu erkennen, Wahnsinniges Chaos und Schmiere, Reifen, Werkzeug wie bei Cisse im Durchgang. Der Chef-Monteur nimmt sich des Problems gediegen an, Blickdiagnose am Auspuff bei 4000 rpm. Luftfilter raus, Probefahrt, kaum noch Russ, Dieselfilter rausgeschraubt. Aha Muchel-Diesel mit Dickes, kostet ja auch nur 88 Cent das Literchen. Natürlich habe ich einen Ersatzfilter dabei, klettere aufs Dach und werfe ihn stolz herunter. Der Chef des Reparatur-Unternehmens, bislang auf einem ausrangierten Vordersitz in der Werksatt im Halbdunkel sitzend begutachtet den letzten Feinschliff aus der Hand des Filius.  Zwischenzeitlich haben sich Technik-Interessierte aus dem Dorf zusammengefunden, um Zeuge einer professionellen Blitzaktion zu werden.  Sie werden nicht enttäuscht, wie auch der Monteur es nicht zu sein scheint nach der üppigen Entlohnung. Immerhin hat er drei Kinder am Kacken zu halten. Der Landy wiehert, kriegt wieder Luft, die Atemwege sind frei, die Nahrung flutscht.

Beste Voraussetzungen für unser Vorhaben, die abenteuerliche Querverbindung zwischen Thodra- und Dadesschlucht steht auf dem Programm. Es geht locker los, wir durchqueren einige Dörfer, immer wieder freundliches Winken und Lächeln. So muss sich die Else von der Themse fühlen beim Shopping.  Nur die Kinder nerven, betteln um Alles, meist Kulis, aber auch Dirhan werden gern genommen. Mittlerweile geht das mächtig auf den Sack. Klar, da fahren so ein paar Warmduscher Touris im 4×4 Panzer durch die ärmste Gegend Marokkos und wundern sich über die Begehrlichkeiten der Teilhabe am Wohlstand. Nein, wir wundern uns nicht, werden ja dauernd Zeuge des wirklich unglaublich beschwerlichen Lebens hier oben. Geben ja gern, anfänglich, aber beim hundertsten Mal ist Feierabend mit Spendierhosen, ausserdem gibts hier keine Geldautomaten, geschweige denn ein Schreibwarenladen, und mein abgezähltes Dosenbier kriegen se nicht. So, basta.

Wir finden die Piste, nehmen sie gut gelaunt an und ruckeln ein paar Kilometer bis zum Mövenpick Rastplatz von Youssef und YB (Youssefs Bruder). Orangensaft, Kaffee und musikalische Darbietung im melodischen Nirwana. Super Atmosphäre. Ein Radlerpärchen gesellt sich unerwartet dazu, werde demütig und kleinlaut ob der Strapazen, die Beide selbstverständlich und leidenschaftlich abarbeiten. Unglaublich. Die beiden kommen von unserem Zielort und behaupten, wir sollten uns ein wenig beeilen, die Piste sei  katastrophal. Sie meint, für uns mit Landy nicht machbar. Er lächelt müde und winkt ab. Wir fühlen uns mutig und angespornt. Die Piste schraubt sich unermüdlich hoch, atemberaubenden Landschaften dienen sich an.  Aber dann, Mutti hatte verdammt Recht, kaum passierbar, Alles was mal Piste war, ist unter Gerölllawinen verschwunden oder einfach abgesackt.  Wir schaffen 23 Kilometer in 6 Stunden und entscheiden hier im Niemandsland zu übernachten, eine riesige Ebene bietet sich nahezu an. Geil, geil, geil hier, Dosenbier und Roter samt Liebkosungen ans Heck ( nicht Steffis , auch nicht Steffi Heck´s ) läuten den Feierabend ein . Meine Fresse, ist das eine geile Karre. Lässt sich aber auch durch Nichts wesentlich beeindrucken, nur ich stuhle mich ein, wenn mal wieder so eine Scheiss-Schräglage erforderlich wird. Sehe uns umkippen, der Landy wie ein Käfer mit den Rädern zappelnd. An Achsbrüche und geplatzte Reifen denke ich nur noch gelegentlich. Aber wir haben Diesel, Heineken, Roten, Wasser und LAMM ! Es wird Zeit für dich Lamm Gottes, das du hinweg nähmest den Hunger von uns. Der Grill lodert bereits, ich bin stramm nach 2 Dosen, und wir speisen vorzüglich im Windschatten des Landys. Die Sonne ist verschwunden, Steffi holt ein paar vertrocknete Büsche und wir wärmen uns am Feuer. Die Poolbar hat bereits geschlossen. Der Sternenhimmel ist unbeschreiblich, die Stille ohrenbetäubend.  Achmed fegt den Hof, Alemannen legen Handtücher auf die Pool-Liegen für morgen. Noch nen Döschen und dann Heia machen. Danke Landy !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

 

Blau

So haben wir denn einen netten campismo gefunden, oberhalb der Stadt. Viele Verrückte haben sich hier eingefunden. Wüstenfüchse aller coleur. Mit teilweise herrlich beknackten Vehikeln. Es wird gegrillt, Hühnerbeine. Und es ist noch Roter im Gepäck und Reis.
Mein lieber Herr Gesangsverein. Das habe ich noch nicht gesehen. Chefchauoen. Die Stadt in blau. Wie auf Droge schlendern wir durch die Medina. Indigo, Türkis, Violett und was weiss ich von Goethes Farbenlehre. Alles ist getüncht. Mit viel Liebe und ohne Krepp. Die Gassen sind – wie es sich gehört – verwinkelt und steil. Es gibt eine Hauptgasse mit entzückenden Restaurants und Aubergen aber auch Alltagskram im formvollendeten Chaos. Unten angekommen gibt sich der Hauptplatz die Ehre. Wir nehmen den marokkanischen Whisky und un cafe noir. Sind verzaubert und besoffen von diesem Netzhautschmeicheleien. Sehen eine herrliche Dachterasse eines Restaurants und beschliessen,  dort am abend einzukehren. Bis zur Huhn-Tajine und den Lamm-Fleischklöpschen nehmen wir noch ein Häppchen blau. Und ich lasse mir das Haupthaar kürzen. Wo sonst ? Für 20 Dirhan gibt sich der Coiffeur alle Mühe und fährt mit dem Mäher auf 3mm übers Haupt.
Nach dem Dinner mit grossartiger Aussicht – auch auf den sich verdunkelnden Himmel – geben wir wieder 3000 Kalorien der Muskeltätigkeit preis. Endloser Anstieg zum campismo. Runter gehts merkwürdiger Weise immer einfacher. Mal wieder.
Wir wollen weiter, das Abenteuer lockt nachdem uns ein paar globetrottende Profis mit Tips versorgten. Sparen uns erstmal Fes, vielleicht auf dem Rückweg. Aber es gibt den Marjane Super-Hyper- Markt. Dort solls auch Blaumacher geben. La tienda ist wie Divi-Real-Metro-Aldi unter einem Dach. Wir decken uns ein, als wenn wir die legendäre grosse Karawane suchen. Aber kein Sprit. Hat doch so ein orthodoxer Muselmane die Leitung übernommen. Doofmann, der hätte das Geschäft seines Lebens mit uns gemacht. Aber der Kassierer rät uns, den Carrefour anzusteuern. Und wahrlich, ich sage Euch, von 4,5 bis 45 Promille alles in bester Auswahl und Menge.  Aber in le cave, will heissen, so abgrundtief pervers und durchschaubar wie der Über-18 Seiteneingang für Pornos in der Videothek. Das Triebgut karren wir zur Kasse und werden gewahr einer Fatwa der Kassiererin. Mademoiselle, wir beabsichtigen, die Wüstennächte geschmeidig zu verbringen. Allah hat ein Auge zugekniffen, dafür den Bon vergoldet. Nun gut, andere Länder, and……
Also weiter mit vollbepacktem Landy gen Süden. Wir erreichen spät abends Ifrane, wo sich Hassan II seinerzeit eine 20 Millionen Hektar Residenz erbauen liess. Ein Charme hat diese angebliche Stadt wie die Schweiz in Quarantäne. Also pennen, aufwachen, und weg! Garstige, karge Gebirgslandschaft on the road. Und was sieht mein wachsames Auge im Rückspiegel ? Nichts, weil diesmal eine schwarze Rauchwand den Blick verhindert. Aha, super, nee Diesel und zwar unverbrannt. Scheisse. Schwarze Scheisse. Wo um alle Welt ist eine Toyota Vertragswerkstatt lässt mich mein alter ego wimmern. Aber der Herr über jenen mahnt zur Gelassenheit und gelegentlichen Austausch des Luftfilters, der selbstverständlich im Alu-Dach-Kistchen auf seinen Einsatz wartet. Aber keine Zeit für solche Nebensächlichkeiten. Heute steht der Cirque de jaffer an. Ach du scheisse. So ähnlich wie surfen beginnen in Hawaii. Aber der Mann und die Frau sind gefordert, zu trotzen des SG 4-5 (Schwierigkeitsgrad ). Kommen irgendwann an ein schier unüberliches, reissendes Flüsschen. Aber die probeweise versenkten Hinkelsteine geben Anlass, zumindest die Tiefe für machbar zu halten. Wir kommen durch. Und weiter, herrliche Landschaft und höchste Konzentration auf den Untergrund, der so fernab der sozialisierten Strassenerfahrung anmutet.  Und eines verrate ich jetzt schon, das war ne lauwarme Zaunpenner-Nummer in Unkenntnis dessen, was uns am übernächsten Tag erwartet. Aber … Geduld.

Wir erreichen ein sagenhaftes Hochplateau, unten die Schlucht. Der Wind pfeift beim Grillen eines äusserst ahnsehnlichen Stückes Rind, was sich geschmacklich einschmeichelt, aber mit hominoiden Beisswerkzeugen nicht zu bezwingen ist.
Das Dachzelt bleibt eingepackt, des Windes wegen. Als wir dann mit Proteinklumpen in den wahrhaft grosszügigen Landy-Innenraum zum Verdauungsschläfchen einmieten, herrscht Windstille. Ein grandioser Sternenhimmel am Arsch der Welt führt uns in den Schlaf.

Schrumpfmuffe

Na ja, arschkalt bei herrlich blauem Himmel nehme ich den Morgenkaffee und Fluppe auf unserem kleinen Balkon. Wir haben gut geschlafen. Heute steht das Denkmal Heinrich des Seefahrers an und natürlich das Hieronimus-Kloster mit den einzigartigen Kreuzgängen. Wir fahren mit dem Bus und ahnen fürchterliches. Ganze Ladungen voller sight-seeer tun es uns gleich, dazu der Lissabon Halb-Marathon. Milliarden Pixel werden belichtet mit beknackten selfies. Das Kloster thront nicht weit entfernt hinter dem grossen Fontänen-Brunnen, wir dösen ein wenig in der Sonne um uns dann ins Innere aufzumachen. Eine Schlange wie beim Freibier am Aschermittwoch. Warum um alle Welt sind seit Jahren alle Touris genau an unserem Wunschort ? Warum sehen alle Weiber gleich aus mit Gummi-Sandalen, Spaghettiträger-Tops und Expressionisten Wickelrock oder Knickerbocker-Schrumpfmuffen, warum können die Chinesen nicht in Heidelberg bleiben, warum müssen auch die unsäglichen Russen sich als Trip-Imperialisten outen, warum ? Weil sie mir auf den Sack gehen wollen, der liebe Gott eine Rechnúng mit mir offen hat. Und warum müssen Alle anschliessend auch ein Häppchen in der Alfama nehmen wollen ? Diese bezaubernde Alstadt unterhalb des Kastells? Mein Lissabon ! Nun gut, meine schlechte Laune hebt sich nach 2 Rosé in der Mittagshitze und wir versuchen uns in Gelassenheit. Geniessen den grandiosen Ausblick vom Kastell ( 8,50 ) fahren ein wenig Electrico, und bereiten uns mit Dosenbier und Rotem in unserer Bude auf den Fadoabend vor. Nix, Steffi schläft stante pede ein, ich gucke Portugal TV, noch grauenhafter als bei uns. Erstaunlich, womit die halbe Welt ihr Geld verdient, manchmal bin ich doch stolz auf meinen einschläfernden Job. Ich bereite mich mit Kartenmaterial und Reiseführer auf Marokko vor, unterstützt von synapsenschmeichelndem Roten aus dem Supermarkt. Also, morgen früh auf nach Tarifa, dort bei herrlichstem Wetter ein Tag verbringen und dann ne Fähre nehmen….

Erhebend das Gefühl mit unserem Landy über die Brücke des 25. April die Autopista del sur zu nehmen. Der Lorenz ballert und bald gleiten wir einsam auf der Bahn. Alkohol geht immer, Kiffen auch, vermutlich auch Yoga oder Apnoetauchen um das limbische System zu besänftigen, zu verarschen, zu liebkosen. Aber auf alle Fälle auch, diese Piste zu fahren. Der Herzschlag verlangsamt sich, das Rektum dämmert. Hunderte Kilometer bietet sich eine Modelleisenbahn-Landschaft dem Vorbeifahrenden, unzählige  Vierbeiner jedweder Provenienz hatte der Herr auserwählt, ein glückliches Leben zu führen und uns zu verzaubern. Wir sind allein auf dieser road-to-yourself, vor allem keine Reisebusse. Kein Platz für Müdigkeit, die oft zäh zu absolvierenden Meilen finden hier subcortikalen Einzug in die Wahrnehmung. So schippern wir bis kurz vor Faro in der Algarve, um dann nach Osten Richtung Sevilla umzuschwenken. Vorbei die Kontemplation. Jetzt wieder volle kraft auf allen Kanälen, also auch bereitwilliges Einkehren bei …. ??? DECATHLON, ich kann nicht mehr…. brauchen einen Tisch und Steffi ne warme sexy Schlafbuchse aus dem Hause Quechua! Bald kämpft der Landy gegen den grossen Bruder von Niklas, er keucht die Berge rauf, giert nach Diesel beim Berg-ab-fahren. Wir sichern noch unsere Dachzelt-Plane zusätzlich. Ein Wahnsinn von Wind bei blauem Himmel. Bis Tarifa nimmt diese Irre noch zu. Eigentlich wollen wir uns irgendwo ans Meer stellen, aber es ist bereits dunkel. Also finden wir einen Campingplatz, bekommen im Windschatten einer Mauer eine Chance. Zweimal Pizza por favore y una cerveza y una copa de vino tinto bringt die Dame aus DomRep.
Im Dachzelt ist Kirmes. Der Sturm bemächtigt sich plan(en)erfüllend. Steffi kämpft mit dem Krach und gibt schliesslich auf, zieht nach downstairs. Ich habe genügend Promille, zu trotzen.
Der Gaskocher versucht sich am Alutopf, Steffi´s Antlitz schreit nach Reha-Klinik. Schlechte Morgenlaune bei stürmischem Grau verleitet uns, sofort einzupacken und ne Fähre zu nehmen. Scheisse, Fähre sie denn. Tut sie des Sturmes wegen jedoch nicht. Aber Frau FRS schickt uns nach Algeciras, dort gibts nen grossen Pott, der uns mitnimmt.
Ich liebe Häfen, geil, Fernweh, der hier ist Komplett-Angebot, Container Terminal und Fähren und Alles. Und Einstiegsfehler wie immer. Jedesmal falle ich auf so ein Scheisse rein. Überall, aber meist nur einmal, vielleicht auch ein zweites Mal. Kommt also der unvermeidliche Muchel mit einer Selbstverständlichkeit, um irgendwelche Papiere für die Einreise und Auto-Zoll-Formalitäten zu erledigen. Nicht eine autoritätsspendende Schirmmütze ziert sein volles Haar, eher ein grenzdebiler Gesichtausdruck mit allerlei Aufforderungen nach Aushändigung von Papieren, auch eines in Form einer unquittierten 20 Euro Note. Befriedigt kritzelt er ein paar Daten auf 3-fach Formular. Am liebsten würde ich im in die Fresse hauen, aber estens bin ich Pfadfinder, habe zweitens keinen Arsch inner Hose, drittens ist er in einer Abzock-Truppe und letztlich wollen wir auf die Fähre. Ich bemitleide mich, möchte später mal gross und stark werden, denke an Bruce Willis.
Kein Schwein sagt uns, dass wir die Überfahrt in Gänze zu nutzen haben, in einer Schlange stehend mit auszufüllenden Einreiseformularen den begehrten Stempel in den Pass zu bekommen. Ein ! in Worten „ein“ Uniformierter fertigt die Komplette Einreiseschar ab. Ich stehe 75 Minuten gutgelaunt mit Gutgelaunten um einem Gutgelaunten meinen Pass  gutgelaunt zu überreichen. Steffi kommt auf den letzten Meter dazu, hatte noch Schlaf nach zu holen.

Marokko. Juchuu. Die weitern Formalitäten auf marokkanischem Boden bleiben unerwähnt. Endlich hat der Landy adäquates unter seinen Hufen. Geil, Schlaglöcher, Schotter. Wir fahren über Tetouan nach Chefchauoen. Tolle Strecke, andere Welt. Endlich. Keine Russen,… noch !

Harmonisierung

Geschafft. Wir werden besser. Schnell ist alles zusammengepackt, das Dachzelt abgebaut und wir fahren los. Eigentlich nach Coimbra, alte Unistadt, aber zuviel Programm für den Tag. Also direkt nach Obidos, immerhin machen wir ja keine Portugalreise, sondern hören die Exotik rufen. Es liegt auf dem Weg nach Lisboa.
Ich bin entsetzt über die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten. Das ehemalige „Armenhaus“ scheint zur Vorzeigenation generiert. Autopisten, Industriegebiete, Autopisten, Industriebrachen, Umgehungsstrassen, Autohäuser. Nostalgisch verklärt empfinde ich nur noch Abscheu, das ist also Europa, Alles für Alle und überall gleich. Zugegegeben, es wäre naiv und vermessen, den Portugiesen das Recht auf wirtschaftliche Entwicklung zu versagen, aber die Erinnerung an diese zauberhafte Beschaulichkeit ist dahin, verdammt, ich bin auf Reise in einem meiner ehemaligen Lieblingsländer, wo ich Sardinen, kartoffelsuppe und Hauswein für nen Appel und nen Ei bekam. Und Langsamkeit. Bald gibts überall DM, H&M, Hellweg und Aldi, LIDL hats schon geschafft. Und Media-Markt. Siehe oben. Na klar, ich arrogantes Arschloch, satt und überdrüssig, verlange nationale Kontemplation zum Amüsement meines konsumverzerrten Ego. Vielleicht sollte ich es doch mit Yoga versuchen.

Obidos ist genauso hübsch, so zauberhaft pittoresk ( da ist er, der dämliche Reiseführer-Begriff, Hilfe, ich habe ihn benutzt ),also cozy. Mein Gott, wie schön. Damals war ich fast allein, teilte mir ein Zimmer mit einem Kerl aus Nippon bei Senora. Jetzt sind Busladungen voller 45 Minuten-Touristen in den engen Gassen. Jedes Haus verkauft die gleiche Scheisse, Ginja und Schokolade. Oh Herr, lass mich gelassen sein. Der alte Bahnhof, an dem ich seinerzeit mit meinem Rucksack ankam ist verwaist. Dafür gibt es kostenpflichtige Parkplätze. Dort haben sie in ihrem Betonier-Wahn den Rest des Landes versiegelt. Aber es ist noch immer zauberhaft, wenn man in den Nebengassen oder auf der Festungsmauer herumläuft. Die Bewohner sind längst abgehauen in die hübschen Reihenhaussiedlungen, downtown, die so ein irrer, in analer Phase verharrender portugiesischer Stararchitekt über das ganze Land verteilt. Dort passen vermutlich die 180 Zoll LED Kisten besser rein. Genug !
Die 80 km bis Lissabon sind schnell erledigt, wir beziehen unser pittoreskes, cozy Appartment im 4 Stock eines pittoresken Wohnhauses, im pittoresken Wohngebiet westlich des Zentrums. Wir haben Kohldmapf, aber das Gebiet keine Restaurants, doch, im Labyrinth des Auf- und Ab werden wir alternativlos ansichtig eines durchaus hübschen Lokals. Netter Empfang. Nette Karte, nette Atmosphäre. Die Karte verdichtet sich auf zwei erhältliche Gerichte. Wir entscheiden uns für das Falsche. Es ist wahrscheinlich ne „Versteckte-Kamera-Nummer“. Wir bekommen Thunfisch Steaks, ersoffen in Essig, und gesüssten, unahnsehnlichen Kartoffel Matsch. Ich denke unwillkürlich an Eier färben und Schimmel-Entfernen, an Fieber und Wadenwickel. Die ganze Restaurant-Ecke stinkt zur Decke, die Rauchmelder fangen an zu blinken. Vermutlich hocken sie gerade in der Küche, liegen sich tränenüberströmt und schenkelklopfend in den Armen, da zwei Volldeppen aus Alemania diese unglaubliche Scheisse wirklich fressen. Der Vino da casa neutralisiert nur gebückt diesen Unfall portugiesischer Voll-Verarsche. Zur Belohnung darf ich drinnen rauchen, habe jedoch Angst, dass der Laden in die Luft fliegt. In Ermangelung notfallmedizinischer Betreuung geben wir uns den Selbstheilungskräften in Form eines gediegenen Schlafes hin. Ich denke beim Einschlafen an den Stararchitekten. Vermutlich ist er seit langem Stammgast dort.
Hurra, wir leben noch. Auf in die Metropole. Grandios. Nach meinen bisherigen Erlebnissen bin ich skeptisch, haben sie Disneyland aus der Stadt gemacht ? Oder Las-Vegas ? Oder Berlin-Mitte ? Nein, in Ruhe gelassen haben sie den Moloch. Er trotzt den Entwicklungen. Es wird wohl kräftig renoviert, eben kein Platz für Reihenhaus-Siedlungen! Wunderbar. Einzig die Hauptgasse der Baixa prostituiert sich als Fressmeile mit diesen unsäglichen Foto-Speisekarten, die der Halbbruder des Stararchitekten entworfen haben muss. Oder in Antalya geklaut. Pommes-Pizza und Kabeljau-Döner. Doch die Atmosphäre ist wunderbar gelassen und ruhig. Wir hocken uns an den Tejo. In der Ferne majestiert die Brücke im gleissenden Nachmittagslicht. Ein Zotteliger spielt flamencoeskes. Die Stadt ist wirklich schön. Wir speisen vorzüglich, nachdem wir mit dem Elevador in die Bairro Alto hochgefahren sind. Schön müde erreichen wir noch früh am Abend unsere Bleibe. Sollen die Anderen das Nightlife erleben.
Wir werden den Sonntag noch hier beim bestem Wetter verbringen und fahren dann nach Tarifa, um von dort überzusetzen, falls die Karre bis dahin nicht geklaut wird.

10€

Wir entscheiden uns, die bezaubernden Picos de Europe erst auf der Rückkehr zu besuchen. Zu gross wäre die Enttäuschung bei nicht genehmem Wetter. So cruisen wir die Küstenstrasse bis Gijon, die Sonne im Heck. Es gibt kaum Verkehr auf der Autopista, so säuselt der Diesel meditativ in der Mittagssonne. Nach Gijon gibts erstmalig eine Temperaturerhöhung im 6 Zylinder, die Piste geht bis auf 2000 Meter Höhe, ein paar Brummis keuchen und wir erreichen noch herrenlose Schneefelder. Dann gibt sich Spanien von der hässlichen Seite. Richtung Leon zieht sich die Strecke durch menschenleere endlose Weiten. Hier würde ich noch nicht mal nen Western drehen, geschweige denn gern begraben sein. Offensichtlich trozt man der Ödnis noch reichlich Rebensaft ab, ob die Plörre geniessbar ist, wage ich zu bezeifeln, zumindest im homöopathischen energetischen  Sinne. Je näher wir der portugiesischen Grenze kommen, desto einladender wird die Landschaft. Wir entscheiden uns für einen Campingplatz südlich von Porto am Strand gelegen. Leider gibt es den Stadtpark-Camping nicht mehr. Mit dem Charme eines Garagenhofs in Karnap offenbart sich die Stätte, noch nie habe ich einen hässlicheren campismo gesehen. Aber die gelassene Freundlichkeit des jungen Kerls, wahrscheinlich strafversetzt, und der unschlagbare Preis von 10 € pro Nacht geben Anlass zu innerer und gänzlicher Einkehr. Ein paar Lebensmittel fürs Abendmahl wollen besorgt werden, aber neben unzähligen Apotheken kein mercado. So weit ich weiss, ernährt sich der Portugiese nicht nur von Aspirin und Hustensaft. Aber vielleicht werden die Kutteln ja unterm Tresen gereicht. Bei Tchibo gibts ja auch Unterbuxen. Doch da tut er sich auf, der!!! Laden. Eher die Zentral-Metzgerei Nordportugals, wartet sie auch mit ein wenig Alibi-Gemsüse, Eiern und Grillkohle auf. Das passt. FLEISCH !!!! Also grillen und zwar Rind und zwar viel und dick. Premiere für unseren Falt-Grill aus der tourfactory. Doch vorher gilt es, das Gekaufte und uns zurückzubringen. Aber wir stecken fest in einer sich verjüngenden Dorfgasse, bergab in einer Kurve. Laminare Luftfetzen zu beiden Seiten des japanischen Bleches geben Stillstand. Hier zu grillen wäre vermessen, kann doch jederzeit ein Moped auftauchen. Also Steffi als Platzausweiser und ich auf der Kupplung und Gas bei eingelegtem Rückwärtsgang. Die ca 3,5 Tonnen weigern sich physikalisch in Bewegung gesetzt zu werden. Die Kupplung entlässt durch berstende Luft-Öffnung einen Asbestqualm der Steffi unsichtbar und die Gegend für Generationen unbewohnbar macht. Hauptsache keine Macken im Lack. Es wird sich zeigen, ob die Motor-Getriebe-Verbindung für die marokkansiche Offroad-Visite noch geeignet erscheint. Werden mal in Lissabon die Berge rauffahren. Beim nächsten derartigen Mannöver gibts dann Allrad mit Untersetzung. Hätte ich auch früher drauf kommen können.
Nun gut, wir geniessen auf dem glücklicherweise inzwischen dunklen Platz das Zubereitete mit einigen Promille und inhalieren noch Asbestreste der sich abkühlenden Kupplung. Abkoppelnde Kühlung bezüglich des gemeinsamen Dachzelt-Aufenthaltes lässt den erfolgreichen Tag ausklingen. Wenn wir die restlichen 7 Wochen hierbleiben, können wir uns übrigens ne neue Kupplung leisten. Werden mal drüber schlafen.
Mein Gott, ist die die Stadt schön. Eigentlich. Aber erst auf den zweiten Blick erschliesst sich das wirtschaftliche Elend. Jedes dritte herrschaftliche Gebäude an der prachtvollen Avenida Aleidos verfällt, keine Bewohner, Hotels geschlossen. Dafür ein grossartiger Bahnhof, mit Azulejo geschmückter Vorhalle und antiquierter Gleisüberdachung. Eigentlich müssten hier Dampfloks einfahren. Wir schlendern durch die Gassen zum Douro hinunter, immer wieder Verfall aber dann auch zunehmend Restauration. So erreichen wir also das hübsche Ufer mit den Arkaden-Restaurants unterhalb der berühmten Stahl-Brücke Louis I. Dort nehmen wir einen vorzüglichen snack mit den üblichen Gertränken. Das üblichste nehmen wir dann auf der anderen Seite, wo die ganzen Portwein-Destillen liegen. Ein 10-jähriger Tawny Sandeman soll es richten, oder auch zwei. Wir verzichten auf eine Kellerei-Führung um nicht vom aufgesetzten Fado schlechte Laune zu bekommen.
Morgen solls es nach Lissabon gehen. Wir werden unterwegs noch Obidos und Coimbra besuchen, meine alten Ziele und Aufenthalte. Meine Fresse, es ist wirklich 30 Jahre her.
Über Airbnb haben wir uns nen Appartment in Lisboa besorgt. Sind mal gespannt. Ab Samstag soll es sonnig werden. Danach werden wir mal wieder Meters machen nach Sagres oder direkt nach Sevilla, mal sehen.

150 Watt

Was tun?
Scheiss Wetter in San Sebastian. Mussten uns herrlich einen schmörgeln in den unzähligen Tapas-Bars. Eine grossartige ciudad mit klassischer Altstadt. Zwischendurch war es durchaus möglich „la concha“ abzuwandern, der bekanntlich schöne halbrunde Strand mit Promenade. Würde die Metropole durchaus in die Reihe der unbedingt sehenswerten Städte einordnen. Wie es wohl bei Sonnenschein wäre? Aber nach mehrereren copas de vino ist der Großmut gegenüber klimatischen Unzulänglichkeiten gewachsen, so dass wir bestens gelaunt den letzten Bus zum Campingplatz nehmen, dort noch einen Absacker und den Regen-Test im Dachzelt. Etwas Glück ist uns beschert, den Ostersonntag zumindest trocken zu beginnen. Wir packen ein und entscheiden uns doch die Küstenstrasse Richtung Westen zu nehmen. Da gibt es so einen grandiosen Campingplatz nahe Llanes, auf dem ich als junger Motorradfahrender, vollbärtiger, bauchloser Beau bereits zweimal war.
Und tatsächlich…. wir finden ihn auf Anhieb, nichts hat sich verändert in den 25 Jahren. Leider ist mein Lieblings-Stellplatz ocupado, aber wir werden schnell einer Alternative ansichtig.
Unsere Trutzburg ist schnell hergerichtet, das obgliate Belohnungsgetränk genommen, so dass wir ein desolates Camping-Menü nehmen können.
Das angekündigte Hoch gibt sich früh morgens die Ehre, meine zweite Blasenentleerung findet unter strahlend-blauem Morgenhimmel, nachdem ich den kleinen Freund bei gefühlten Minusgraden doch wider Erarten in der Buxe gefunden hatte,statt.
Ich bereite verzückt den kaffee und die visuellen Dokumentationshilfen vor. Heute soll die Drohne zum Einsatz kommen,muss noch ein wenig üben, geniale Sequenzen aus der 3. Dimension zu filmen.
Den Akku-Lade-Saft beziehen wir aus österlicher Sonne, unser Panel liegt auf der Windschutzscheibe. Würden gerne noch was ins spanische Netzt einspeisen, vielleicht kann man das mit den Mautgebühren verrechnen. Nach der französischen Abzocke plädiere ich als neu ernannter Dobrindt-Fan für Maut für Alle, ausser Holländer. Eigentlich hätte ich dem genannten Herren Einzelhaft verordnen wollen für sein ineffizientes Strassenbenutzungsgezetere, aber die Weisswurst-Katholiken werdens richten.
Wir kontemplieren so in den Tag hinein, nichtsahnend was uns fehlen könnte, ausser einer Dixi-Stätte vielleicht, muss hier dauernd koronartrainierend den Hügel rauf zum pinkeln. Der Lohn kathartischer Wässerung, so erspare ich mir zumindest die von Steffi verordnete Yoga-Lektion für Doofe. Eins nach dem anderen. Angeblich hat Sting als praktizierender Yogist keine Refraktärphasen mehr……

von tobifilm.de